Samenfest ist eine Pflanzensorte dann, wenn aus ihrem Saatgut Pflanzen wachsen, die dieselben Eigenschaften und Gestalt haben, wie deren Elternpflanzen. Das bedeutet, die Sorte kann wie früher natürlich vermehrt werden. Sie wird durch Wind oder Insekten bestäubt.
Solche Sorten sind meist alte Sorten, aber in der ökologischen Züchtung entstehen auch viele neue samenfeste Sorten.
Bei Getreide gab es früher und gibt es teils heute noch sogenannte Landsorten. Diese bestehen aus Populationen und sind in diesem Sinne auch samenfest. Hier finden sich die unterschiedlichsten Einzelpflanzen innerhalb der Population; trotzdem kann man von einer Sorte sprechen, weil erkennbare Sorteneigenschaften vorhanden sind. Auch in Gemüsesorten sind die Pflanzen nicht alle identisch, sondern bewegen sich innerhalb einer Bandbreite von Eigenschaften.
Hybride
In den Anfängen des letzten Jahrhunderts hat die Hybridzüchtung in der Pflanzenzucht Einzug gehalten. Die einzelnen Pflanzen solcher Sorten sehen nahezu identisch aus, im Unterschied zu samenfesten Sorten, bei denen eine gewisse Individualität der Pflanzen untereinander erhalten bleibt. In der Hybridzüchtung müssen zuerst einmal reinerbige Inzuchtlinien erzeugt werden. Dies geschieht durch Selbstung, auch Inzucht genannt. Erfolgreich ist dies bei Mais gelungen. Diese Linien entstehen in 7 bis 10 Inzucht-Generationen. Dabei wird darauf geachtet, dass nur gesunde und leistungsfähige Linien weiter geführt werden, obwohl die Pflanzen dabei immer kleiner werden. Die eigentliche Leistung (von Kreuzungen zwischen 2 solcher Linien) wird zeitlich parallel in Topcross-Kreuzungen und damit verbundenen Ertragsversuchen gemessen.
Nach diesen 7 – 10 Selbstungen wird die Linie reinerbig. Danach ändert sie ihre Eigenschaften nicht mehr wesentlich und kann durch Selbstbestäubung vermehrt werden.
Kreuzt man zwei solche Linien, die sich in ihren Eigenschaften ergänzen, dann erhält man Saatgut für eine Hybridsorte, die sogenannte F1, Folgegeneration 1.
Hier tritt der Heterosiseffekt auf, welcher sich äußert in meist deutlich höherem Ertrag als der der Elterngenerationen. Außerdem sind die Eigenschaften von Hybriden eine hohe Uniformität der Nachkommen; jede Pflanze sieht aus wie die andere, hat die gleiche Reifezeit, gleiche Form, gleiche Größe usw. Das mag der Erwerbsgärtner, der industrielle Landwirt und der Handel, weil dann alles konformer, berechenbarer und praktischer wird. Der Haken an der Sache ist nur: das Saatgut dieser Kultur kann nicht sinnvoll weiter verwendet werden, weil daraus keine stabile Sorte wächst, sondern Pflanzen mit ganz verschiedenen Eigenschaften, die kein Anbauer wirklich verwerten kann. Es handelt sich also um eine Einbahnstraße, die nur auf den einmaligen Verbrauch gerichtet ist, und: in jedem Jahr muss man neues Saatgut kaufen, weil es nicht vermehrbar ist. Die Linien sind ja im Besitz des Züchters, und es wäre zu aufwändig, diese selbst zu vermehren. Samenfeste Sorten dagegen kann man jederzeit weiter vermehren, ohne Gefahr zu laufen, dass sich die Sorte wesentlich verändert. Mit der kleinen Anmerkung, dass keine Verkreuzung durch benachbarte Sorten stattfinden sollte. Dies ist bei Arten zu beachten, die durch Fremdbestäubung befruchtet werden.